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Rokuganische Kultur

Da wir uns bei Jade und Obsidian auf die Kultur beziehen, wie sie im Rollenspiel Legend of the Five Rings (FFG) beschrieben ist, möchten wir euch an dieser Stelle einige Informationen über diese geben, so dass ihr euch darauf einstellen könnt und wir alle eine gemeinsame Basis haben. 

Dazu im Vorfeld allerdings zwei Klarstellungen:

  1. Rokugan ist nicht Japan! Auch wenn viele Elemente der feudal-japanischen Kultur entlehnt sind, wurde manches dennoch vereinfacht, verändert oder romantisiert. Auch finden sich Einflüsse aus anderen asiatischen Kulturen sowie literarische Elemente wieder. Manche Dinge sind einfach so, wie sie sind, damit Geschichten besser funktionieren.

  2. Vereinfachung um des Spiels willen! Viele Elemente im Rollenspiel sind bereits vereinfacht worden, um die Dinge nicht übermäßig kompliziert zu machen. Und da wir keine feste Pen & Paper Rollenspielgruppe leiten sondern euch alle zu einem LARP-Wochenende laden, werden wir manche Dinge noch einmal vereinfachen und auf das Wesentliche reduzieren.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ihr nicht noch weitere Verhaltensweisen in eure Charaktere einbauen dürft, wenn ihr sie kennt und davon wisst. Wir freuen uns über alles, was die Stimmung lebendiger werden lässt. Aber die Basis, die zu erwarten ist - und auf die sich auch die Etikette gründet - wird einzig durch das gebildet, was wir veröffentlichen und als Allgemeinwissen beziehungsweise allgemeine Etikette deklarieren.​

Die Rolle von Mann und Frau

Die Rolle der Geschlechter in Rokugan ist - wie so vieles - einfach und kompliziert zugleich:

Grundlegend sind die Geschlechter in Rokugan gleichberechtigt. Die Sonne, Amaterasu, herrscht gemeinsam mit dem Mond, Onnotangu, als Ehepaar über den Himmel. Die großen Kami, die das Reich und die Clans gründeten, waren teils männlich, teils weiblich. Und niemand hätte es gewagt, dem Kami Shinjo zu sagen, sie könne keine Armeen führen. Und hat ihr Bruder Bayushi nicht eine der bekanntesten Höflingsschulen im Reich begründet?

Und dennoch gibt es natürlich Rollen in der rokuganischen Gesellschaft. Diese möchten wir, der Unterscheidbarkeit wegen, einmal als Innere und Äußere Rollen bezeichnen. 

Die Innere Rolle ist zurück haltend, grazil und nach außen hin vielleicht ein wenig zerbrechlich. Sie gleicht einer Blume, die den Betrachter erfreut und die Zwischentöne der gesellschaftlichen Interaktion wohl zu lesen weiß. Sie spricht mit leiser Stimme, macht kleine Schritte, darf jedoch auch - in Maßen - Emotion zeigen. Sie ist für das Anwesen einer Familie zuständig, führt den Haushalt, stellt Personal ein, verwaltet Geld und Gut. Ein Samurai in dieser Rolle lernt kämpfen, um Anwesen, Haus und Familie zu schützen.

Die Äußere Rolle ist hart und in gewissem Maßen auch aufbrausend. Laute Rede - nicht jedoch Schreien - und ein gewisses Maß an Angeberei gehören hierzu ebenso wie das Nicht-zeigen von Emotion. Das steinerne Gesicht ist eine Maske, die weder Furcht noch Trauer noch Mitleid kennt. Diese Rolle ist für alles zuständig, was außerhalb des Anwesens geschieht - und damit auch diejenige, die in den Krieg zieht. Ein Samurai in dieser Rolle lernt kämpfen, um dem Herrn als Schwert zu dienen.

Auf Grund des Wirkens des Kami Doji, die diese Regeln früh im Kranich Clan etablierte und damit für das Reich als Präzedenz setzte, wird die Innere Rolle in der Regel zuerst mit Frauen und die Äußere Rolle mit Männern verbunden. Gerade in traditionellen Familien, wie den Doji (Kranich) und den Shiba (Phoenix) findet man diese Ansichten noch häufig. Doch selbst hier ist diese Regel mitnichten ohne Ausnahme: Es ist nicht unüblich, dass eine Frau als Samurai-ko die Äußere Rolle annimmt und ein (männlicher) Höfling mehr die Innere Rolle lebt.

Im Spiel könnt ihr euch frei entscheiden, welche Rolle ihr verkörpern wollt und diese auf dem LARP sogar wechseln - es sollte für eure Umwelt nur deutlich sein, in welcher sozialen Rolle ihr euch befindet.

Anreden

Die Kunst der richtigen Anrede kann Bücher füllen - und tut dies andernorts sicher auch.

Doch für Jade und Obsidian sollen folgende Regeln gelten:

  • Wir möchten in der direkten Rede generell das "Du" benutzen und die Höflichkeitsebene durch Wortwahl und -Suffixe (siehe unten) darstellen.

  • Namen in Rokugan nennen den Familiennamen immer zuerst. Die ehrenwerte Akira, Bushi der Shiba-Familie des Phoenix, heißt also Shiba Akira.  

  • Bei einer Anrede wird dem Namen einer Person ein so genanntes Suffix hinten angehängt. Die beiden wichtigsten Suffixe, mit denen ihr auf dem LARP sehr weit kommen werdet, sind hierbei:

    • -san, für gleichgestellte Personen oder niedergestellte Samurai, die man nicht beleidigen möchte.

    • -sama, für höher gestellte Personen. Und da Rokugani höflich sind, verwendet man -sama auch, wenn man nicht weiß, ob jemand gleichgestellt ist oder wenn man einen gleichgestellten Samurai nicht näher kennt.

  • Es ist unter Samurai höflich, eine Person - so bekannt - immer mit dem vollen Namen anzureden. Die Nennung der Familie ist höflicher als die des Clans. Shiba Akira-sama ist also höflicher als Shiba-sama, ist höflicher als Phoenix-sama, was wiederum höflicher ist als Samurai-sama.

    • Den Familiennamen wegzulassen gilt als Zeichen großer Vertrautheit. Vermutlich würde nicht einmal Shiba Akiras Ehefrau ihren Mann in der Öffentlichkeit Akira-san nennen. Dies wäre eher Akiras Schwertbruder Shiba Tsubasa vorbehalten, mit dem er schon in Kindertagen auf der Schule war und an dessen Seite er mehrere Schlachten gekämpft und überlebt hat.

  • Personen, die keine Samurai sind, werden in der Regel überhaupt nicht angesprochen oder mit einem "He, du" oder "Bauer, tue..." bedacht. Selbst wenn der Namen bekannt ist, werden keine Suffixe verwendet.​

Weitere nützliche und bekanntere Suffixe sind:

  • -dono / -tono steht über -sama und dient dazu, eine Abgrenzung zu schaffen, wenn mehrere höher gestellte Personen unterschiedlichen Rangs anwesend sind. Diese Anrede ist in der Regel Daimyo sowie Mitgliedern der Kaiserlichen Familien (Miya, Otomo, Seppun) vorbehalten.

  • -sensei bedeutet Lehrer und beinhaltet großen Respekt vor dem Wissen des Gegenübers. Es impliziert, dass man von dem so angesprochenen noch viel lernen kann oder gelernt hat.

  • -kun wird für junge Männer, die ihr Gempukku noch nicht bestanden haben, sowie unter Freunden (in äußerer Rolle) als vertraute Anrede verwendet. Der oben genannte Shiba Tsubasa könnte seinen Schwertbruder also mit Shiba Akira-kun ansprechen.

  • -heika (Majestät) ist die korrekte Anrede für den Kaiser und seine Gemahlin. Die Anrede -tenno reduziert den Kaiser hingegen auf sein Amt und spricht ihn als Institution, nicht als Person, an.

  • -hidenka ist die korrekte Anrede für eine Konkubine des Kaisers oder den Gesellschafter der Kaiserin.

  • -tachi bezeichnet eine Person und dessen Gefolge. Die Person, deren Namen mit diesem Suffix versehen wird, wird dabei als Anführer der Gruppe gesehen.

  • -bonze stellt die respektvolle Anrede für einen Mönch da - und damit eine Ausnahme von der Regel, dass Nicht-Samurai nicht mit einem Suffix angesprochen werden.

In der Praxis können zudem auch Berufe oder militärische Ränge als Anreden verwendet werden. Dies macht dann aber klar, dass man diese Person eben besonders in seiner Rolle oder Funktion wahrnimmt, nicht als Einzelperson.

 

Die korrekte Anrede eines anderen Samurais wird von uns in dem Workshop vor dem Spiel vertieft werden.

Verneigen, Verbeugen, Koutau

Es gibt verschiedene Formen des Verbeugens. Allgemein gilt, dass man sich vor gleichrangigen verbeugt, vor höherrangigen tief verbeugt und bei großen Rangunterschieden auf die Knie fällt und den Kopf senkt. Wir werden uns bemühen, euch in euren Briefings entsprechendes Bildmaterial zur Verfügung zu stellen und dies auch in den Workshops aufgreifen.

Geschenke machen und annehmen

Geschenke sind ein wichtiges Mittel der sozialen Interaktion in der rokuganischen Gesellschaft. Es ist nicht immer leicht, zu wissen, wann ein Geschenk angebracht ist - jedoch ist es üblich, ein Geschenk mitzubringen, wenn man jemanden besucht und auf jeden Fall, wenn man eine Audienz erhält.

Geschenke werden auf zwei Arten übergeben:

  1. Sie werden vorausgeschickt und einem Diener übergeben. Dies gilt als unpersönlicher und in gewisser Weise auch als unhöflicher, gibt dem Beschenkten aber im Vorfeld Zeit, sich das Geschenk anzusehen.

  2. Das Geschenk wird persönlich übergeben - entweder eingepackt oder nicht eingepackt.

Geschenke, die persönlich übergeben werden, werden höflicher Weise zweimal abgelehnt. Dies dient dazu, dem Gegenüber die Möglichkeit zu geben, die Aufrichtigkeit des Geschenks zu beweisen. Wer ein Geschenk nicht ein zweites (und ein drittes Mal) anbietet, der meinte es von vorneherein gar nicht ernst und wollte den Gegenstand gar nicht verschenken. Dies stellt ein Ausweg für jene Samurai dar, die sich verpflichtet fühlen, seinem Gegenüber einen Gegenstand als Geschenk anzubieten, der diesem besonders gefällt.

Andererseits zeigt die Annahme eines Geschenks beim ersten Anbieten ein gewisses Desinteresse für das Gegenüber und dessen Situation - oder wirkt im schlimmsten Falle gierig.

Wir merken uns also: Höflicher Weise werden Geschenke zweimal abgelehnt und beim dritten Anbieten angenommen. Jedes Abweichen von diesem Protokoll sorgt dafür, dass sich eine der beiden Parteien beleidigt fühlen kann.

Eingepackte Geschenke werden dabei beiseite gelegt und nicht im Beisein des Schenkenden ausgepackt. Unter Höflingen ist es sogar Usus, Geschenke auf eine Art zu verpacken, die aussagt, dass dies ein Höflichkeitsgeschenk ist, dass nie dazu gedacht ist, ausgepackt zu werden. Solche Pakete werden häufig immer weiter gereicht.

Geschenke, die dagegen nicht eingepackt überreicht werden, sollten ausgiebig betrachtet und (positiv) kommentiert werden.

Als Geschenk eignet sich hierbei nicht jeder Gegenstand:

  • Gegenstände des täglichen Bedarfs zu schenken, impliziert, dass der Herr des Beschenkten diesen nicht ausreichend versorgen kann

  • Gegenstände, die der andere leicht erlangen kann - zum Beispiel weil sie innerhalb der eigenen Provinz hergestellt werden - gelten als gedankenlos und können daher ebenfalls eine Beleidigung darstellen.

  • Gut geeignet sind Kunstgegenstände, persönliche Erinnerungsstücke und Weisheiten des Shintao. 

  • Wenn bekannt ist, dass das Gegenüber eine bestimmte Art von Gegenstand sammelt, ist auch ein Gegenstand des täglichen Gebrauchs angemessen, sofern er der Vervollständigung der Sammlung dient.

  • Gegenstände des täglichen Bedarfs wie auch Waffen und Rüstungen sind dann ein angemessenes Geschenk, wenn sie entweder von einer besonderen Person hergestellt wurden oder besonderen historischen oder ideellen Wert besitzen. Ein Katana ist an sich kein Geschenk sondern eine Beleidigung - das Katana, mit dem der eigene Großvater jedoch 5 Ronin erschlug, um die Großmutter des Beschenkten zu beschützen, ist hingegen kaum aufzuwiegen.

  • Auch ein Stein kann ein Geschenk sein, wenn es hierzu eine Geschichte gibt, die als Geschenk gelten kann. Der Gegenstand dient an dieser Stelle mehr als Memento für das Erzählte und Gelernte.

Die Praxis des Schenkens werden wir ebenfalls in unserem Workshop vor dem Spiel noch einmal erläutern.

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